für Autoren
Microsoft Word und der LibreOffice Writer sind sehr gute Textverarbeitungsprogramme. Allerdings gibt es für Autoren von Sachbüchern, Romanen, Theaterstücken und Ähnliches weit komfortablere Software.
Drei dieser Programme möchte ich euch vorstellen. Ich nutzte alle drei, weil ich lange brauchte, bis ich mich für eins entscheiden konnte. Was ich hier schildere, sind meine ganz persönlichen Eindrücke von den Apps. Ich bin weder unfehlbar noch erhebe ich Anspruch auf Vollständigkeit.
Alle hier aufgeführten Programme bieten einen Testzeitraum an. Man kann sie also vor dem Erwerb ausgiebig prüfen. Besonders bei den beiden Programmen aus dem deutschsprachigen Raum ist das sicher auch sinnvoll, da sie nicht ganz billig sind.
Inhalt

Foto von Aaron Burden auf Unsplash
Zwei der Programme arbeiten mit einem Konzept, das den Text fragmentiert. Das heißt, hier ist die Struktur wie ein Dateisystem aufgebaut. Die einzelnen Szenen und Unterszenen werden in separaten Dateien gespeichert. Diese befinden sich wiederum in Ordnern, die die Kapitel bilden. Erst nach Abschluss der Arbeit wird der Text formatiert und zu einer einzigen Datei kompiliert. Das hat mehrere Vorteile. Unter anderem sorgt es für eine bessere Übersicht, die Szenen lassen sich leicht verschieben und neu ordnen. Außerdem kann man bei der Texteingabe die Formatierung außer Acht lassen, sich also auf das Wesentliche konzentrieren. Diese Struktur ist allerdings ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Scrivener
Scrivener ist ein Programm, das in der britischen Softwareschmiede Literature & Latte entwickelt wurde. Der Fokus ist hier der Umgang mit umfangreichen Texten. Ein Kreativboard zur Entwicklung der Geschichte ist nicht integriert. Bei Bedarf muss es dazu gekauft werden. Es wird von der gleichen Firma angeboten (Scapple). Wer eine Timeline benötigt, muss auch diese von Drittanbietern beziehen. Mir ist dabei nur Aeon Timeline bekannt, die sich in das Programm integrieren lässt.
Texterstellung
Scrivener verwendet das fragmentierte System (siehe oben). Die Szenen können jederzeit anders angeordnet werden. Möglich ist es auch, verschiedene Szenen in Suchordnern nach bestimmten Kriterien zu filtern. Beispielsweise pickt man alle Szenen heraus, in denen ein Ring vorkommt. Diese werden dann in einem Suchordner – bei Scrivener „Sammlung“ genannt – gespeichert. Das geschieht nur virtuell, d.h. die Struktur des Manuskripts wird dabei nicht verändert. Es können beliebig viele solcher Sammlungen angelegt werden. Im Programm kann man Rechercheordner erstellen, wo alle wichtigen Informationen zu dem aktuellen Projekt hinterlegt werden. Auch eine Personen-, Orts- oder Requisitenliste kann mühelos angelegt werden. Im „Inspektor“ werden Notizen, Lesezeichen und verschiedene Informationen der einzelnen Szene gespeichert.
Textüberarbeitung
Die Rechtschreibprüfung ist rudimentär. Man merkt dem Programm an, dass es aus dem englischsprachigen Raum kommt. Es ist kein Duden Korrektor vorhanden, wie bei den beiden nächsten Programmen. Scrivener bietet eine Vorlesefunktion. Ich habe sie inzwischen schätzen gelernt, weil man durch sie viele Fehler findet, die man ansonsten überliest.
Benutzeroberfläche
Die Benutzeroberfläche von Scrivener wirkt sehr aufgeräumt. Das sorgt einerseits für eine gute Übersicht. Andererseits bleiben viele nützliche Features versteckt. Selbstverständlich ist es möglich, die Menüleiste den eigenen Vorlieben anzupassen.
Preis
Kann man auf ein Kreativboard, eine Timeline und auf den Duden-Korrektor verzichten, erhält man ein recht günstiges Programm . Das Lizenzkonzept bezieht sich immer auf das Betriebssystem. Hat man also eine MacOS-Lizenz kann man diese auf allen Mac-Geräten nutzen. Möchte man Scrivener allerdings dann auf einer Windows-Plattform installieren, muss man die Windows-Version erwerben. Für iOS gibt es eine günstigere Variante.
Stand 10/2023 kostet eine Lizenz
69,99 Euro
Tutorial
Zum Einstieg gibt es diverse Tutorials. Die nach meiner Meinung besten deutschen findet man in der KnowHowLounge von Gian Camichel. Er bietet auch eine ins Deutsche übersetzte Romanvorlage an.
Link: https://www.knowhowlounge.de/scrivener-deutsch-faq/
Link für deutsche Romanvorlagen (Registrierung notwendig): https://kurse.knowhowlounge.de/p/autoren-toolbox
Zusammenfassung
Vorteile
- Sehr gute Verwaltungsfunktionen für Szenen und Kapitel.
- Fokussierung auf den Text, da die Formatierung erst vor dem Kompilieren erfolgt
- Vorlesefunktion
- Aufgeräumtes Menü
- Recherchefunktionen
- Gute Suchfunktion
- Individuell konfigurierbares Menü
- Preis
Nachteile
- Vorlagen nur in englischer Sprache
- Timeline – nur durch Integration von Aeon Timeline oder ähnlichen Programmen
- Kreativboard o. Ä. muss ebenfalls als separates Programm erworben werden
- Rudimentäre Rechtschreibprüfung

Foto von Thom Milkovic auf Unsplash
Papyrus Autor
Papyrus Autor ist ein sehr umfangreiches Programm. Die besondere Stärke sehe ich in der Überarbeitung von Texten. Die Softwareschmiede befindet sich in Berlin. Es gibt einen regen Austausch der Nutzer-Community mit dem Entwickler.
Texterstellung
Anders als Scrivener und Patchwork wird der Text bei Papyrus in einer einzigen Datei gespeichert. Der Navigator vermittelt allerdings einen guten Überblick während der Texterstellung. Im Organizer sind die Szenen aufgelistet und können verschoben werden. Dort wird auch der Erzählstrang und die in der Szene vorkommenden Protagonisten dargestellt. Natürlich lässt sich diese Liste auch den eigenen Bedürfnissen anpassen. Personen, Gegenstände und Orte werden in einer separaten Datenbank gespeichert. Im Text sind die Namen verlinkt, um schnell auf die Datensätze zugreifen zu können. Auch die Recherchen werden in einer Datenbank gespeichert und sind jederzeit abrufbar. Papyrus arbeitet mit Tabs. D.h. ähnlich wie bei modernen Browsern werden die Daten alle geladen und sind mit einem Klick erreichbar. Das Kreativboard heißt hier Denkbrett. Anmerkungen zum Text können für die spätere Überarbeitung direkt am Rand als Post-it „angeklebt“ werden.
Textüberarbeitung
Die Textprüfung ist sehr umfangreich und beinhaltet alles, was man von einem Autorenprogramm wünschen kann. Deshalb wundert es mich sehr, dass es bisher keine Vorlesefunktion gibt. Denn sie ist ein nicht zu unterschätzendes Hilfsmittel bei der Überarbeitung. Der Duden-Korrektor ist hier fest integriert.
Benutzeroberfläche
Das Menü wirkt für meinen Geschmack etwas altbacken, ist aber zum großen Teil selbsterklärend. Wer die üblichen Office-Programme nutzt, wird sich schnell zurechtfinden.
Tutorial
Zu vielen Funktionen gibt es vom Software-Entwickler auch Tutorial-Videos.
https://www.youtube.com/@PapyrusAutorDE
Preis
Das Programm ist sowohl für Windows als auch für den Mac erhältlich. Die Lizenz gilt für 3 Geräte, auch auf unterschiedlichen Betriebssystemen.
Stand 10/2023 kostet eine Lizenz
199,00 Euro
Zusammenfassung
Vorteile
- Schnelle Einarbeitung in die wichtigsten Funktionen, da die Menüstruktur ähnlich wie bei den üblichen Office-Programmen ist
- Übersichtliche Darstellung der Textstruktur
- Detaillierte Textprüfung (mit Duden)
- Sehr gute Funktionen, um mit umfangreichen Texten umzugehen (Organizer, Navigator)
- Datenbank für Personen, Orte, Gegenstände etc.
- Tabs für Schnellzugriff auf die Datenbank
- Timeline
- Für MacOS und Windows in der gleichen Lizenz
Nachteile
- Keine Vorlesefunktion
- Formular der Personendatenbank ist sehr umfangreich. Anpassen möglich aber etwas umständlich
- Menü nicht durchgängig intuitiv
- Relativ hoher Preis
Patchwork
Patchwork ist das Schweizer Taschenmesser unter den Autorenprogrammen. Programmiert wird es in Klagenfurt (Österreich). Hier liegt der Schwerpunkt eindeutig in der Vielfalt der Werkzeuge. Es hat so ziemlich alles, was das Schriftstellerherz begehrt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass der Entwickler selbst Autor ist und mehrere Bücher veröffentlicht hat. Von der ersten Idee bis zum fertigen Manuskript bietet die Applikation alle nötigen Funktionen an. Ein Kreativboard ist integriert. Es gibt Hilfsmittel, die beim Plotten helfen und auch für die Texterstellung und -überarbeitung werden viele Funktionen angeboten. Und alle diese Features sind ineinander verzahnt und können vom einen in den nächsten Schritt übernommen werden.
Texterstellung
Patchwork nutzt eine fragmentierte Textstruktur ähnlich wie Scrivener. Und auch hier wird die Formatierung erst vor dem Kompilieren festgelegt. Es bietet umfangreiche Funktionen bezüglich des Anlegens und Verwaltens von Personen, Orten und Gegenständen. Dabei gibt es bei Personen z.B. keine feste Eingabemaske, sondern man übernimmt aus einer Liste per Doppelklick die Eckdaten, die einem wichtig sind, in eine Vorlage. Weiterhin ist eine separate Requisiten-Timeline vorhanden, wo z.B. Ereignisse in der Biografie der einzelnen Personen (Geburt, Heirat, Tod o.ä.) in einem Zeitstrahl dargestellt werden. Zusätzlich gibt es natürlich auch eine Timeline für die Handlung. Beide werden nicht, wie bei anderen Programmen, horizontal sondern vertikal dargestellt, was wesentlich übersichtlicher ist.
Mit Patchwork lassen sich außerdem ganz einfach Drehbücher und Theaterstücke erstellen.
Textüberarbeitung
Die Rechtschreibprüfung erfolgt optional über den Duden-Korrektor. Auch eine in die Tiefe gehende Stil- und Lesbarkeitsprüfung ist vorhanden. Ebenso gibt es eine Vorlesefunktion.
Benutzeroberfläche
Trotz der vielen Features wirkt das Menü sehr übersichtlich und intuitiv. Eine Menge Funktionen sind am Anfang ausgeblendet (um den Einstieg zu erleichtern). Auch in diesem abgespeckten Menü kann man schon viele Vorteile von Patchwork nutzen. Allerdings würde ich jedem dringend empfehlen, sich in das Programm einzuarbeiten, um alle Erleichterungen zu verwenden, die es bietet.
Tutorial
Der sympathische Entwickler hat dafür eine Vielzahl von Videos ins Netz gestellt.
Videos unter: https://www.youtube.com/@PatchworkAutorenprogramm
Preis
Patchwork wird ausschließlich für Windows angeboten und kann nur mit einer zusätzlichen Applikation (z.B. Parallels Desktop oder Crossover) auf dem Mac genutzt werden. Ich selbst nutze Parallels Desktop, womit Patchwork einwandfrei auch mit dem neuen Apple-Chip funktioniert.
Stand 10/2023 kostet eine Lizenz
Ohne Duden-Korrektor: 99,00 Euro
Mit Duden-Korrektor: 134,00 Euro
Zusammenfassung
Vorteile
- Intuitive Menüführung
- Alle Werkzeuge für eine Textplanung (Kreativboard, Plotten, Storyline etc.)
- Lässt sich leicht an die eigenen Bedürfnisse anpassen
- Umfangreiche Textprüfung (optional mit Duden)
- Timeline ist übersichtlicher, da vertikal statt horizontal
- Requisiten-Timeline (auch für Personen z.B. Geburt, Heirat, Tod, etc.)
- Vorlesefunktion
- Updates und Upgrades des Programms sind relativ günstig
Nachteile
- Auf dem Mac nur mit einem zusätzlichen Programm nutzbar